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Dienstag, 4. Juli 2017

JFR Moon – Moony

Es befindet sich der gemäß 10. August 2015 inoffiziell zur Fahndung ausgeschriebene JFR Moon nach wie vor auf der Flucht. Trotz bisherigem Misserfolg in diesem Fall wird weiterhin in alle Richtungen ermittelt: Aufwind liefert "Moony" (TTR). In Form eines Albums kursiert dieser neugewonnene Anhaltspunkt seit 22. Juni des Jahres im Internet und soll außerdem als Schallplatte in Umlauf gebracht worden sein.

Dass die erste von neun Aufnahmen mit der Zeile "It's your boy JFR, sorry I've been away so long" beginnt, lässt eine zweifelsfreie Identifikation mit der gesuchten Person zu. Die Aussage wird zudem als eine Bestätigung der aufgestellten Vermutung gewertet, dass der Aktenkundige mit Veröffentlichung des Steckbriefs untergetaucht ist (es möchte diese Tatsache als Erfolg geleisteter Ermittlungsarbeit verzeichnet werden).

Eine begleitende Schwarzweißfotografie (s.o.) zeigt die Zielperson in einer nicht zu lokalisierenden Badewanne. Als zusätzlich bemerkenswert erweist sich ein gleichzeitiges Geschehen im Hinter- grund: In den Fokus rückt hierbei die Mittelbarkeit einer Bewegung, welche bei eingängiger Betrachtung einen Verdacht aufwirft, der in Anbetracht der Umstände nicht ausgeschlossen werden kann und eine kurze Annäherung verlangt.

Es besteht die Möglichkeit, dass abgebildete Kreatur als Geisel festgehalten wird. Hinweislich erweist sich insbesondere ihr auf ein Vorhaben ausgerichteter Zustand, welcher als Anstrengung um einen Fluchtversuch interpretiert werden könnte. Ob diesem Ansatz eine längere Planung vorausgegangen ist oder ob seiner Umsetzung die Gelegenheit eines außertourlichen Wannenbads des Tatverdächtigen zu- grunde liegt, bleibt dahingestellt.

Wie sich die Situation im Anschluss genau entwickelt hat, lässt sich mangels Beweisen und Informationen lediglich spekulieren. Fakt ist: Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind weder der Mensch noch das Tier vor- stellig geworden. Das mutmaßliche Delikt ist dementsprechend in die bestehende Akte "JFR Moon" mit aufgenommen und die Bevölkerung sei an dieser Stelle abermals dazu aufgerufen, in der ernsten Angelegen- heit ihre Sinne zu schärfen.

Kenkeesy: Roadtrip nach Venedig - 5 Leute in einem Kleinwagen - erst über die Alpen, dann über italienische Autobahnen heizen… auf zur Biennale. Dekadentes Kunst-Ambiente. Aber eine gute Zeit im Süden. Ich fühle mich wie Ken Kesey von den Merry Pranksters.

SWIM: Handelt von einem heißen Girl, das ich in einem Freibad in Neukölln getroffen habe. Wenn ihr wissen wollt, wie scharf sie ist: mindestens so scharf wie Gericht 270 bei Lord Thai Imbiss.

Canny: Das Gefühl, jemanden gefunden zu haben, mit dem man etwas länger als 2 Nächte zusammen sein könnte. Meist trügerisch.

Bottomless Child: Ein BC ist man, wenn man die eigene Unsicherheit auf andere abwälzt und projiziert, schlussendlich einfach kindlich handelt und immer mit dem Finger auf die Fehler anderer zeigt anstatt zu den eigenen Schwächen zu stehen. #deep

Sugarpops: Die Arbeit in der Gastronomie ist kurzweilig. Oftmals ackert man, aber unmenschlich spät und die Gäste werden dadurch nicht besser. Es gibt nicht viel, was einem den Job erträglicher macht, außer: Shots reinkippen, und genau da fängt das Problem an. „Sugarpops just won't calm me down“. Softdrinks greifen nicht und der Schnaps ist zum Greifen nah.

JF-Who?? (Skit): Hierzu gibt es nichts zu sagen, denn der deutschsprachige Skit erklärt schlussendlich nur die Abkürzung FCB. Gönnt euch jfrmoon.bandcamp.com.

Does Me Harm: Vollkommen verblasene DADA-Nummer, die besoffen um halb 3 eingesungen wurde, man hört Textfetzen von Car-Crashs und Geschirrtüchern auf der Schulter, Tagträume… ja es geht nochmal um die Arbeit in Bars. Renn Junge, bleib aktiv und kündige deinen unterbezahlten Job.

Moon: „Cherry-Eyed Girl… Stay.“ Das schönste Girl in der Bar, die mit dir arbeitet. Wahrscheinlich der Grund, warum du noch nicht gekündigt hast.

Outro (Dub): Ich bin am Strand und suche Muscheln, das Leben in der Stadt echoed im Kopf : hier bei den Palmen ist Platz, um über eine Karriere als Rapper nachzu- denken.

Dienstag, 24. Januar 2017

MoreEats – Quality Time

Fritteuse auf Halbmast, Raucher auf Reisen-App aktualisiert und 49 Eurocent für's Klima obendrauf: MoreEats versteht es, sich nicht lumpen zu lassen.



Wir schrauben zurück: Juli 2015, Berghain Kantine. Die Adiletten schwitzen auf den Tasten, als der Fürst Of Pop verkündet, sein neues Material wäre so gut, dass er zwischen den Songs nicht mehr reden müsse und er erzählt, wie es künftig weniger Gequatsche auf den Konzerten geben würde – zumindest seinerseits (Anm. d. Red.)–, weil „Quality Time“ (Big Cinema Records 001) für sich selbst spreche.

Von Warten auf Godin über Aleks F. und Beta Band bis D(r)üsenfieber knüpft MoreEats auf seinem Zweitling methodisch an „Big Cinema“ (Januar 2014, BCR000) an, Kernthemen des Debüts wie Kneipe, Herz, Tschick, Zürich sind erhalten geblieben und musikalisch als auch textlich hat sich die Essenz & Finesse, durch die sich MoreEats bereits auf seinem Vorgänger auszeichnete, bewahrt.

Vergangenes Jahr kaum aus den alpenländischen Medien wegzudenken, bescherte das im Oktober erschienene „Quality Time“ dem 29-jährigen Liechtensteiner in seiner Heimat das Album des Jahres und schaffte gleichzeitig den Eintritt in die Liste der besten Schweizer Alben 2016. Rock City Wankers unterschreibt dies farbenblind mit der Empfehlung, „Big Cinema“ posthum den selben Status anzuerkennen.

Eineinviertel Jahre später im Schokoladen Entwarnung beim MoreEats-Fanklub und jenen, die angeworben werden, ob es ihnen bewusst ist oder nicht: Der Fürst Of Pop setzt seine Ankündigung, dank Qualität auf Interaktion verzichten zu wollen, nicht in die Tat um. Weil manche tun, was sie können. Und Moritz Schädler kann, was er tut.

And I hope she makes it through customs, too

Waiting On My Baby: Der Opener und gleich voll auf die Zwölf. Die Nummer behandelt diese langweiligen Stunden, wenn man mal wieder am Flughafen auf sein Baby wartet und zwischen überteuertem Kiosk und der Raucherzone hin und her wackelt.

There will be no lies tonight

Vis-à-Vis: Man betritt ein Lokal und es macht ZACK! oder sogar BOOM!. Ein Flirt bahnt sich an und man ist auch gleich verknallt. So einfach sind die Umstände in der einfachen Welt von MoreEats. In der zweiten Strophe dann ein Diss an Kids, die koole Drogen im Internet bestellen, während ich schick beim Bier bleibe. Musikalisch alles sehr aufgeräumt. Mein Kollege Lexx meinte, dass ich „Minimal Indie“ mache. Auch nice.

And when you die, well, they won't find a memoir
'cause your life happened at a barbarbarbarbar

Bar: Das Riff recycled aus alten Indietagen in Liechtenstein. Damals schlechtes Liebeslied, jetzt gutes Sauflied. Diese drei magischen Buchstaben getränkt mit Bierschwemme, Aschenbechern und freundlichen Leuten, die großzügig den ganzen Abend lang Getränke freier Wahl in ein Glas füllen, find ich schon ganz okay. Endlich mal was Einfaches zum Mitsingen.

Her Monday is my Saturday

Moonrise: Die ersten Dates. Die junge Liebe. Man schmust nur betrunken, anschließend wieder ein Versteckspiel der Gefühle. Die großen Gefühle. Wie sich eine Liebe aufbaut ist urspannend. Echte. Die Gitarre klingt wirklich fein. Gefällt mir selber auch total gut. Die Bridge zeigt auf, dass Spoken Word absolute Berechtigung in der Popwelt hat. Ein Favorit von vielen tollen Leute.

Stop kissing my lips, make out with my brain

L.U.V: David Bowie gewidmet. Hab da glaub schon ein bisschen an der Ziggy-Gitarre rumgefuchtelt. Die lässige Anfangszeile hat mir mein Freund Jan bei einer Runde baden vor zwei Jahren ans Herz gelegt. Der Rest ergibt sich dann meist von selbst Sweet auf creep find ich berechtigt. Am Schluss dann Mehrspur-Gewanke dank Mehrspurtechnik. Hallo Beta Band.

Like a kid at a rock show, I can't wait

Quality Time: Die Titelnummer. Das Konzept. Welches denn? kA. Halt quality time mit mir, MoreEats. Als ich die Nummer geschrieben habe, war da eigentlich weniger QT, sondern eher eine brechende Affäre, bei der nicht viel los war. Muss ja auch nicht immer alles stimmen, außer die Gitarre natürlich. Geiles Keyboardsolo inklusive und mein Freund CCO, der die Platte gemischt hat, hat da auch im Chorus drei geile Töne auf einem seiner teuren Tasteninstrumente reingeboxt. So poppig war der noch nie!

Avocados and looking for knives

Living The Dream Pt.1: Das Lied ist von 2011. Da war ich mit frozy auf US-Tour. Das erste Mal anständig da an der Westküste rumgegurkt und wirklich Spaß gehabt. Hab dann mit einfachen Mitteln einen Text aus den Briefs geschüttelt, der mit jeglichen hippen Klischees zugemüllt ist. Am Ende klassischen nicht-aufhören-wollen.

Rooftops in the morning and losernaps in the afternoon

Living The Dream Pt.2: Das Lied ist auch von 2011. Ein paar Wochen nach Cali und dem ganzen schönen Ramsch sind wir nach einem kurzen Zwischenstopp in Ohio nach New York City gepilgert, um da zu spielen. Da waren dann auch echt alle Helden von uns und das war total geil. Anschließend hab ich dann echt zu viel getrunken und dann Rave und Bong und dann nur in Unterwäsche kotzend in einem sehr kleinen Bad verpennt. Losernap halt. Am nächsten Tag dann diese klare Klarheit, die ein Kater so mit sich bringen kann und dieses Lied geschrieben. Eine kleide Ode auch an die Bobos in New York, wo ich dann auch gleich selber gemeint bin.

See our kingdom made out of Pop

Fürst Of Pop: Nicht jeder verdient einen Titel. Ich habs geschafft. Während eines Auftritt am Open Mic im Madame Claude, Berlin schrie ein Kollege sicher von hinten diesen Powertitel. Ein paar Jahre später und immer noch ohne Ruhm hab ich mich dann mit meinem Freund Sandro ins Studio gechillt und eine Vorgängerversion von diesem Knaller aufgenommen. Jetzt auf Quality Time und vielleicht auch dann irgendwann ein Video. Als Fürst am Skifahren oder so.

And the bad thing about this thing is that it's not bad at all

Teardrops And Alps: Studentenkuss-Krankheit. Ein Boy. Ein Fernbus. Die schlimmste Reise meines Lebens. Von Berlin nach Zürich. 15 Stunden. Während der Stunde 10 dann die Alpen gesehen und der iPod mini hat shuffle-technisch eine Topnummer reingeknallt. Da hab ich dann vor „Freude“ losgeheult und gemerkt, wie kaputt man sein muss, um irgendwelche patriotischen Gefühle entwickeln zu können. Nach meiner Ankunft dann gleich auch noch meine Schwester gesehen. Das war dann ehrlich schön.

And if it's over, well, it's fine 

Sleepy Zöri: Ich habe mal bei meinem Freund Sandro (siehe FOP) spät abends sehr guten und starken Kaffee getrunken und auf seiner Godin rumgeduddelt. Anschließend dann ein bisschen „angepuffd“ aufs Bike und durch die leeren Straßen im Kreis 5 geradelt. Da war halt auch echt nichts los. Eine kleine Ode an Zürich. Finde die Stadt ja echt okay.

Montag, 10. August 2015

JFR Moon – Honey I Can't Concentrate I'm Collecting Minerals On My Body



Der hieran mitgetheilte Zeitgenosse JFR Moon (nach gesetzlichen Bestimmungen geführter Personenname: Fabian David Drung), Studiosus der schwindenden Künste zu Stuttgart item rekrutierte Fleisch- marionette zu Human Abfall, sei officiell zur Fahndung ausge- schrieben ob der Veröffentlichung des Polyvinylchlorid-Tonträgers „Honey I Can't Concentrate I'm Collecting Minerals On My Body“ (2015) unter der Schirmherrschaft von Treibender Teppich Records sowie dessen Verbreitung im öffentlichen Raume in Kollaboration mit der Bande „The Destructive Characters“ alias Kevin Kuhn (Die Nerven, Wolf Mountains), Dennis Melster (The Blue Angel Lounge) und Martha „Rose“ Rowsell (and my horses), als dessen Hauptmotive geltend sind:

Honey. Opener. Girl. Papier zerreißen. Eigentlich sollte die Platte „drinking“ heißen. Wurde dann aber zerrissen. Irgendwie geht es um Trennung, von Papier – oder Lovern.

I. Nach vorne. Ein noisig-sweeter Popsong zwischen Jesus & Mary Chain und The Pastels. War sehr stolz über die Orgel-Melodie, die ich über den Gesang gefunden habe. War mir sicher, dass ich gerade einen Pop-Hit geschrieben hatte. Textlich geht es um die „fuck off“- Haltung, die man manchmal braucht, um von Altem loszulassen.

Can't. Alle Songs sind im Grundgerüst in riesigen, hohen Räumen in einem Wohnatelier in Berlin-Hohenschönhausen aufgenommen. Can't soll ein Song sein, der an Kontemplation & weite Landschaften erinnert. Die Möglichkeit, aus neu gewonnenem Raum etwas Positives zu schaffen.

Concentrate. Ist, glaub' ich, die verspulteste Nummer auf der Platte. Muss dabei immer an die Wasserfälle im Intro von Twin Peaks denken.

I'm Collecting. Den Song habe ich um halb 5 Uhr nachts geschrieben, als ich von einer Schicht in der Bar nach Hause kam. Habe die Gitarre genommen und so lange an den Wirbeln gedreht, bis dieses open tuning rauskam. Nur As und Ds. Dann versuchte ich, eine Spacemen 3-Nummer daraus zu machen. Finde es vielleicht den Inter- essantesten der Platte. Auch wenn manche Leute meinen, es sei zu sehr ein Schlaflied. „I'll take my time“ ist so ziemlich das Credo der Platte.

Minerals. Mein Favorit neben Honey. Mit Geige und Vocals von Martha Rose. Kann sonst leider nicht viel zum Track sagen. Zu persönlich.

On. „My semi-consciousness / semi-attached“. Unterbewusstsein & Konzentrationsschwäche. Unwohlsein, Unschärfe. „Recover to old form“, „Whatever reminds me of my youth“. Doch wieder mehr textbetont. Hier kommt der Korg Pocket-Synth zum Einsatz. Sehr zu empfehlen. 40 Euro, tragbar und hat ein analoges Delay. Kann man prima auf Autofahrten zum Zeitvertreib benutzen... Der Song handelt nebenbei von den Windmühlen, die man neben der Autobahn irgendwo zwischen Berlin und Leipzig sehen kann.

My. Die Ballade & possibly Single. Habe mich da auf Nikki Sudden gestützt. Habe ihn vor ca. zehn Jahren in der Kiste in Stuttgart gesehen. War wohl das beeindruckendste Konzert, das ich je gesehen habe – vielleicht auch, weil nur ca. 15 Leute im Publikum waren. Sehr wichtig für den „Akustik-Gitarrren“-Style, der auf der Platte dominiert. Das Konzert hatte eine enorme Tiefe und Direktheit. R.I.P.

Body. Vielleicht der most „sad“ Song auf der Platte – schleppt sich bis zum Ende und löst sich dann in feinen Synth-Weiten auf. „I'm a drifter in the wild, black noise.“

Freitag, 13. März 2015

Dagobert – Afrika

Afrika • 20. März 2015 • Buback Tonträger • dagobert-musik.de


Ein trefflicher Abgang!
In der Kunst der Sekunde
verschwindet der Sänger,
entschwindet 11 Kilogramm
eckiger Minne: Treffer!

Inmitten der Verwüstung findet sich,
niedergelassen auf seinen acht Leuchtbuchstaben,
ein Schatten; er hält für einen Moment, für zwei
Momente den Kopf im Frack vergraben;

Allein im Dritten schnellt er -
einer Witterung nicht ungleich-
auf, beginnt, um den Kasten zu kreisen
stolpert bei sechsundsechzig Grad über
ein Reiskorn, darauf eingraviert:

AFRIKA_ Der Titelsong entstand in meinem Panixer Bergexil, als ich nach dreieinhalb Jahren Einsamkeit keinen Weg mehr gesehen hatte, der mich in die Gesellschaft hätte zurückführen können. Meine Idee war es, nach Afrika auszuwandern und mich da als Nomade durchzu- schlagen. Auf diese Zukunft hatte ich mich auch einigermaßen seriös vorbereitet mit diversen Selbstexperimenten, die mich gegen Wetter- einflüsse und Nahrungsentzug abgehärtet haben.

WIR LEBEN ANEINANDER VORBEI_ Den Song mochte ich eigentlich nicht besonders, bis Konstantin Gropper ihn mir auf seiner 12-String vorgezupft hatte. Plötzlich verstand ich selber, was ich da geschrieben hatte. Seit Mille Petrozza ihn noch mit einem Top-Of-The World-Gitarrensolo veredelt hat, ist er schon fast mein Lieblings- song auf dem Album.

ZEHN JAHRE_ Ein Song über einen Heiratsantrag, der nett abgelehnt wurde, was ich aber viele Jahre lang nicht kapiert hatte und deshalb weiterhin voller Hoffnung dutzende von Liebesliedern für diese eine Frau geschrieben hatte.

ANGELN GEHEN_ Eigentlich bin ich ja Veganer und angeln zu gehen ist für mich weiß Gott keine schöne Vorstellung, aber da ich seit jeher fast ausschließlich Geschichten aus Entenhausen lese und die Protagonisten da bevorzugt angeln gehen, wenn sie es sich richtig gut gehen lassen wollen, habe ich diese Idee einfach übernommen. Seit mein Produzent Markus Ganter über mein recht sperriges Arrangement einen 60er-Jahre-Motown-Beat gelegt hat, ist mir der Song noch lieber geworden.

MOONLIGHT BAY_ Als Doris Day in "Spion in Spitzenhöschen" Soft As The Starlight gesungen hat, war es um mich geschehen. Sie ist seither meine liebste Schauspielerin und Sängerin und hat viel Glück und Freude in mein Leben gebracht. Ein bisschen davon wollte ich ihr mit diesem Song zurückgeben.

DU BIST TOT_ Einer von den Songs, an die ich mich selber wohl nie gewöhnen werden kann, er ist noch persönlicher und direkter, als ich es grundsätzlich sowieso von meinen Liedern erwarte, so sehr, dass es jedesmal wieder weh tut. Musikalischer Höhepunkt ist das geniale Gitarrensolo von Markus Ganter mit dem wunderschönen Background- gesang meiner Managerin.

AM NATRONSEE_ Da mir die Musik im Grunde genommen mehr Wert ist als das geschriebene Wort, wollte ich auch eine instrumentale Nummer auf dem Album haben und bin überglücklich, dass mein absoluter Musikgott Mille Petrozza von meiner Lieblingsband Kreator mit seiner Gitarre durch den Song führt.

REDE MIT MIR_ Ein einfacher Song über ein einfaches zwischenmensch- liches Problem, das auf gespenstische Weise doch immer wieder nicht so einfach zu lösen ist.

SEHNSUCHT_ Vielleicht der einzige Song, den ich für absolut niemanden geschrieben habe - merkwürdig, dass er trotzdem so voller Gefühle ist. Selbst wenn man seine Wünsche und Bedürfnisse nicht an einer existierenden Person festmachen kann, kann man immer noch Musik machen; für mich eine wesentliche Erkenntnis.

JENNY_ Zur Abwechslung mal ein Freundschaftslied für meine liebe Freundin Jenny, die mir das Leben schon oft sehr erleichtert hat und immer für mich da ist. Ich würde gerne mehr Songs für Freunde schreiben, kann aber leider nicht selber entscheiden, worüber ich schreibe, weil meine Texte immer aus irgendwelchen Untiefen meiner Psyche kommen, in die ich nicht einzudringen vermag mit meinem bloßen Intellekt.

DAS TRAURIGE ENDE EINES SCHÖNEN TAGES_ Wie wenig Kontrolle man über sein Leben haben kann und wie uns immer Tod und Sinnlosigkeit im Nacken sitzen, auch wenn eigentlich alles schön ist. Gut, dass man das meistens nicht mitkriegt, manchmal aber wird man heimgesucht, so wie an diesem traurigen Ende eines schönen Tages.

Also verschwand Dagobert.

Mittwoch, 7. Mai 2014

MoreEats – Big Cinema

by amanda jasnowski

How do you make Lady Gaga cry? Poke her face. Das Schmankerl aus einem Potpourri schlechter Witze, welche MoreEats auf seinen Konzerten kredenzt, wenn es nicht gerade gilt, die Pausen zwischen Anekdoten mit Liedern auszuschmücken. Er kommt (per Mitfahrgelegen- heit), sieht (mehr oder minder) und siegt (vor allem in den Herzen): Der Jonathan Richman von Liechtenstein.

Schlagzeug bei HOBIE (die berühmt-berüchtigte liechtensteiner Kraut- rock-Band, die schließlich als Disco-Band endete) > die Finger mal an den Gitarrensaiten, mal an den Tasten bei Little Tornados – ihr Erstling steckt in den Startlöchern – feat. Xeno Volcano (vox/gt) und Lætitia Sadier (vox/bass) > One Hit Wonder Zockrpapa, Fantasy Wank & Amore > all dies und noch viel mehr, das ist Moritz Schädler.

Das goldene Alter, in dem so manch Musikschaffende bereits das Zeit- liche segneten (Spinal Tap-esque an fremder Kotze erstickt / auf bizarre Art & Weise bei der Gartenarbeit umgekommen / auf der Bühne verpufft), kommt als Schnittschnelle gerade recht für MoreEats, um sein Debütalbum rauszuhauen. McDonalds-Emblem statt Matura: Der Schmusiker vom Triesenberg weiß davon ein Lied zu singen.

Auf Mixtape (die Hits der Jahre 2008-2010), die beiden EPs Koala (2010) und Köfferli Schädler (2011) sowie die zahlreichen musika- lischen Experimente & Kollaborationen folgt – logisch  Big Cinema: Großes Kino! Oder um es mit den Worten von André Herman Düne bzw. Stanley Brinks zu sagen: „MoreEats sounds the way his hair looks.“ (RIP Mollet '12, PITF&BITB). 

12 Tracks > auf Kassette > inklusive individuellem 35mm Negativ aus dem hauseigenen loveandanalog-Archiv sowie einer handgeschriebenen Botschaft > aufgenommen im Zürcher Spätherbst 2013 > veröffentlicht im Januar diesen Jahres via Tri Lingual Records, dem 2009 von Nicol Parkinson & Irina Jasnowski (frozy), Morgan Orion und Meister Schädler gegründeten Do It Together-Label und Kollektiv.

Das Artwork, kreiert von Nico Teezy, skizziert die Ecke Roland- straße, gelegen auf Zürichs Amüsiermeile zwischen dem Gonzo und der Bar3000. Die Lettern der Reklametafel ausgetauscht, schwebt MoreEats über dem Etablissement. Mit etwas Kopfkino lässt sich durch die Scheiben im Fenster darüber ein Lockenkopf erkennen, er blickt die Straße entlang, in Gedanken am Nachfolgewerk feilend: Quality Time.

step by step, wie die Italiener sagen bzw. track by track
::: Vorhang auf für den Fürst Of Pop :::

» Intro. Die einzigen Styles, die ich tastentechnisch irgendwie be- herrsche.

Colorblind. Ein Lied über meine ersten Monate in Zürich, als ich oft Webcam-Signale nach Neufundland gesendet habe. An Sonntagen war es teilweise wirklich tricky mit dem Kauf von Zigaretten. Am nächsten war wirklich dieser komische Kiosk, an dem auch eine Kneipe ange- schlossen war: Kassa nie eingeschaltet, Haare bis zum Arsch, nur 100er in der Tasche. Im darauffolgenden Sommer war ich dann mit Neufundland auf Tour und da hat mir mein Kollege Ali Europa eine Drum Machine zugejubelt. Das gab der Nummer dann den nötigen Pfiff. Und ja, ich bin farbenblind.

Groovy Movie. Sich in das falsche Mädchen verlieben und von der Beta Band klauen - mein liebstes Hobby. Die zweite Strophe war anfangs noch um einiges schlimmer "..next level, cuz I made a deal with the devil..". Das Rückwärts-Ding am Schluss ist übrigens nicht geplant gewesen. Ich hatte keine unbespielten Tapes mehr und so kam es dazu, dass ich halt bereits bespielte Kassetten benutzt habe und dieses hatte eine Demo-Version von der Nummer auf der B-Seite.

Like 4 On The Floor. Der Cheese. Der MS-10 Lead. Der Break. Ich feiere die Nummer nach wie vor selber ab. Die spannendsten 30 Sekunden, die ich je fabriziert habe. Ich habe ja keine große Ahnung, wie man da irgendwie was funky macht, aber hier hat's gut geklappt. Und, klaro - was gibt es besseres als eine Bass Drum, die durchklopft?

Come With Me. Ich bin seit Längerem auf diesem komischen A-Akkord hängengeblieben und bei dieser Nummer merkt man es wohl am meisten. Der Einfluss von Calvin Johnson lässt sich kaum leugnen und der Chorus auf dem Bass hat damit zu tun, dass es ein Bass Chorus Pedal im Studio gab. Mathias Kom von The Burning Hell hat ein sehr schönes Video gemacht. Wir verbrachten einen tiptopen Tag auf der Pfauen- insel. Postcard halt.

Maybe Tonight. Ich hab mir letzten Herbst beim Wavemeister Flohmarkt in Wien eine RX11 Drum Machine von Yamaha gekauft. Dieser war der erste Beat. Die Nummer war eigentlich nicht für's Album geplant, aber als ich mit dem 8-Spur rumgespielt habe und ich dann die Bass-Spur aufgenommen habe, war alles klar. Beim Abmischen hat Sandro gezaubert - der Break kommt recht fein raus. Ich hab mir vor Jahren an einem Jens Lekman-Konzert diese Notizbücher gekauft auf denen stand: "Maybe tonight I can rewrite this sad song about you". Alles klaro.

Stones. Letztes Jahr wurden die Stones 50 und ein bisschen Whiteboy-Afrika macht Laune. So viel zum Text. Der Ausbrecher war eigentlich nicht so wild geplant, passt dann aber ganz gut, wenn es wieder schön ruhig wird. Ich geh diesen Juni mit meinem Vater die Stones anschauen. Wir waren schon vor zehn Jahren auf einer Show der Stones. Das war Big Cinema durch und durch!

Saint Pete. Eine weitere Nummer aus meiner Anfangszeit in der Limmatstadt. Ich hatte so einen Job als Search Engine Optimizer; kurz: Bescheißen auf Google. Das Büro war im Niederdorf und da gibt es diese großen Kirchen. Während einer Rauchpause hat mich dann ein Mitarbeiter aufgeklärt und mir jeweils die Namen der Kirchen beigebracht. Am dicksten die St. Peter Kirche. Das Lied ist natürlich auch eine kleine Ode an den Erfinder der Snooze-Funktion.
 
Momo Le Chat. Der Versuch, eine alte Nummer auf das Album zu nehmen. Vielleicht das Lied, das am wenigsten passt. Irgendwie war ich nie glücklich, wie was Lied auf der EP klang. Ich hatte eigentlich die Idee, ein Video zu machen: Als Katze verkleidet durch Zürich zu wackeln und dann ans MoreEats Konzert zu gehen. So als Finale halt.

Citro Nights. Ein kleines Zwischenspiel vor der eigentlichen Action. Noch hysterisch kurz vor dem Abmischen aufgenommen. Ganz OK. Da wollte ich, glaub, so kool Malkmus auf der Mirror Traffic-Platte tun. Hat natürlich nicht geklappt.

Teenage Nights. In Liechtenstein gab's als Teenie nicht viel. Ich kam erst jeweils Samstags vom Internat (www.mehrerau.at) nach Hause und ging dann gleich ins JUZ proben. Abends war dann immer scheiße. Deshalb fingen wir an, nach Feldkirch zu gehen. Erstens war das Bivo günstiger und da gab es halt die Sonderbar. Top Laden mit oft feiner Musik. Da gab es dann auch süße Hippieschnecken und g'fürchtige Punkertanten. Kettenrauchend irgendwo hinten, großkotzig Rumcola (2,30) oder Campari Orange (3,90) bestellt und den dummen Punkern zugeschaut, wie sie auf Tischen rumgetanzt haben. Schlussendlich haben sie eh alle Matura gemacht und ihre alten Spitznamen von Dödel wieder zu Franz und so gewechselt. Teenage Nights so hard to beat.

Do You Really Wanna Go? Auch Feldkirch. Ein paar Jahre später. Ich als Bademeister am Poolbar Festival. Da trägt man so ein großes hellblaues T-Shirt auf dem Bademeister steht und schaut dumm aus der Wäsche. Am Abend zuvor hat so eine Ösi-Band Vorband gemacht und da war eine in der Band, die ich ganz süß fand. Ich musste dann irgend- wann auf den Bus (im Song ist Tram - tönt schöner und reimt sich auf AM). Am nächsten Tag dann verkatert wieder Bademeisterdienst. Da kam sie kurz vorbei und mein Kollege hatte sie am Abend zuvor eh schon geküsst. Die sind dann baden gegangen und ich hab die Nummer ge- schrieben. Die Idee zu diesem Disco-Schluss kam mir wohl irgendwann im Keller. Ich hab ja das Album alleine auf einer 8-Spur-Maschine aufgenommen, bei schlechter Luft und Catering von Coop Pronto. Da wird man irgendwann komisch. Die Metalbands um mich rum haben sich wahrscheinlich sehr gefreut, als sie hörten, wie Will Smith nebenan an einer neuen Platte arbeitet. Und natürlich shout out an Zürich. «