by amanda jasnowski |
How do you make Lady Gaga cry? Poke her face. Das Schmankerl aus einem Potpourri schlechter Witze, welche MoreEats auf seinen Konzerten kredenzt, wenn es nicht gerade gilt, die Pausen zwischen Anekdoten mit Liedern auszuschmücken. Er kommt (per Mitfahrgelegen- heit), sieht (mehr oder minder) und siegt (vor allem in den Herzen): Der Jonathan Richman von Liechtenstein.
Schlagzeug bei HOBIE (die berühmt-berüchtigte liechtensteiner Kraut- rock-Band, die schließlich als Disco-Band endete) > die Finger mal an den Gitarrensaiten, mal an den Tasten bei Little Tornados – ihr Erstling steckt in den Startlöchern – feat. Xeno Volcano (vox/gt) und Lætitia Sadier (vox/bass) > One Hit Wonder Zockrpapa, Fantasy Wank & Amore > all dies und noch viel mehr, das ist Moritz Schädler.
Das goldene Alter, in dem so manch Musikschaffende bereits das Zeit- liche segneten (Spinal Tap-esque an fremder Kotze erstickt / auf bizarre Art & Weise bei der Gartenarbeit umgekommen / auf der Bühne verpufft), kommt als Schnittschnelle gerade recht für MoreEats, um sein Debütalbum rauszuhauen. McDonalds-Emblem statt Matura: Der Schmusiker vom Triesenberg weiß davon ein Lied zu singen.
Auf Mixtape (die Hits der Jahre 2008-2010), die beiden EPs Koala (2010) und Köfferli Schädler (2011) sowie die zahlreichen musika- lischen Experimente & Kollaborationen folgt – logisch – Big Cinema: Großes Kino! Oder um es mit den Worten von André Herman Düne bzw. Stanley Brinks zu sagen: „MoreEats sounds the way his hair looks.“ (RIP Mollet '12, PITF&BITB).
12 Tracks > auf Kassette > inklusive individuellem 35mm Negativ aus dem hauseigenen loveandanalog-Archiv sowie einer handgeschriebenen Botschaft > aufgenommen im Zürcher Spätherbst 2013 > veröffentlicht im Januar diesen Jahres via Tri Lingual Records, dem 2009 von Nicol Parkinson & Irina Jasnowski (frozy), Morgan Orion und Meister Schädler gegründeten Do It Together-Label und Kollektiv.
Das Artwork, kreiert von Nico Teezy, skizziert die Ecke Roland- straße, gelegen auf Zürichs Amüsiermeile zwischen dem Gonzo und der Bar3000. Die Lettern der Reklametafel ausgetauscht, schwebt MoreEats über dem Etablissement. Mit etwas Kopfkino lässt sich durch die Scheiben im Fenster darüber ein Lockenkopf erkennen, er blickt die Straße entlang, in Gedanken am Nachfolgewerk feilend: Quality Time.
step by step, wie die Italiener sagen bzw. track by track
::: Vorhang auf für den Fürst Of Pop :::
» Intro. Die einzigen Styles, die ich
tastentechnisch irgendwie be- herrsche.
Colorblind. Ein Lied über meine ersten
Monate in Zürich, als ich oft Webcam-Signale nach Neufundland
gesendet habe. An Sonntagen war es teilweise wirklich tricky mit dem
Kauf von Zigaretten. Am nächsten war wirklich dieser komische Kiosk,
an dem auch eine Kneipe ange- schlossen war: Kassa nie eingeschaltet,
Haare bis zum Arsch, nur 100er in der Tasche. Im darauffolgenden
Sommer war ich dann mit Neufundland auf Tour und da hat mir mein
Kollege Ali Europa eine Drum Machine zugejubelt. Das gab der Nummer
dann den nötigen Pfiff. Und ja, ich bin farbenblind.
Groovy Movie. Sich in das falsche Mädchen
verlieben und von der Beta Band klauen - mein liebstes Hobby. Die
zweite Strophe war anfangs noch um einiges schlimmer "..next
level, cuz I made a deal with the devil..". Das Rückwärts-Ding
am Schluss ist übrigens nicht geplant gewesen. Ich hatte keine
unbespielten Tapes mehr und so kam es dazu, dass ich halt bereits
bespielte Kassetten benutzt habe und dieses hatte eine Demo-Version
von der Nummer auf der B-Seite.
Like 4 On The Floor. Der Cheese. Der MS-10
Lead. Der Break. Ich feiere die Nummer nach wie vor selber ab. Die
spannendsten 30 Sekunden, die ich je fabriziert habe. Ich habe ja
keine große Ahnung, wie man da irgendwie was funky macht,
aber hier hat's gut geklappt. Und, klaro - was gibt es besseres als
eine Bass Drum, die durchklopft?
Come With Me. Ich bin seit Längerem auf
diesem komischen A-Akkord hängengeblieben und bei dieser Nummer
merkt man es wohl am meisten. Der Einfluss von Calvin Johnson lässt
sich kaum leugnen und der Chorus auf dem Bass hat damit zu tun, dass
es ein Bass Chorus Pedal im Studio gab. Mathias Kom von The Burning
Hell hat ein sehr schönes Video gemacht. Wir verbrachten einen
tiptopen Tag auf der Pfauen- insel. Postcard halt.
Maybe Tonight. Ich hab mir letzten Herbst
beim Wavemeister Flohmarkt in Wien eine RX11 Drum Machine von Yamaha
gekauft. Dieser war der erste Beat. Die Nummer war eigentlich nicht
für's Album geplant, aber als ich mit dem 8-Spur rumgespielt habe
und ich dann die Bass-Spur aufgenommen habe, war alles klar. Beim
Abmischen hat Sandro gezaubert - der Break kommt recht fein raus. Ich
hab mir vor Jahren an einem Jens Lekman-Konzert diese Notizbücher
gekauft auf denen stand: "Maybe tonight I can rewrite this sad
song about you". Alles klaro.
Stones. Letztes Jahr wurden die Stones 50 und
ein bisschen Whiteboy-Afrika macht Laune. So viel zum Text. Der
Ausbrecher war eigentlich nicht so wild geplant, passt dann aber ganz
gut, wenn es wieder schön ruhig wird. Ich geh diesen Juni mit meinem
Vater die Stones anschauen. Wir waren schon vor zehn Jahren auf einer
Show der Stones. Das war Big Cinema durch und durch!
Saint Pete. Eine weitere Nummer aus meiner
Anfangszeit in der Limmatstadt. Ich hatte so einen Job als Search
Engine Optimizer; kurz: Bescheißen auf Google. Das Büro war im
Niederdorf und da gibt es diese großen Kirchen. Während einer
Rauchpause hat mich dann ein Mitarbeiter aufgeklärt und mir jeweils
die Namen der Kirchen beigebracht. Am dicksten die St. Peter Kirche.
Das Lied ist natürlich auch eine kleine Ode an den Erfinder der
Snooze-Funktion.
Momo Le Chat. Der Versuch, eine alte Nummer
auf das Album zu nehmen. Vielleicht das Lied, das am wenigsten passt.
Irgendwie war ich nie glücklich, wie was Lied auf der EP klang. Ich
hatte eigentlich die Idee, ein Video zu machen: Als Katze verkleidet
durch Zürich zu wackeln und dann ans MoreEats Konzert zu gehen.
So als Finale halt.
Citro Nights. Ein
kleines Zwischenspiel vor der eigentlichen Action. Noch hysterisch
kurz vor dem Abmischen aufgenommen. Ganz OK. Da wollte ich, glaub, so
kool Malkmus auf der Mirror Traffic-Platte tun. Hat natürlich nicht
geklappt.
Teenage Nights. In Liechtenstein gab's als
Teenie nicht viel. Ich kam erst jeweils Samstags vom Internat
(www.mehrerau.at)
nach Hause und ging dann gleich ins JUZ proben. Abends war dann immer
scheiße. Deshalb fingen wir an, nach Feldkirch zu gehen. Erstens war
das Bivo günstiger und da gab es halt die Sonderbar. Top Laden mit
oft feiner Musik. Da gab es dann auch süße Hippieschnecken und
g'fürchtige Punkertanten. Kettenrauchend irgendwo hinten,
großkotzig Rumcola (2,30) oder Campari Orange (3,90) bestellt und
den dummen Punkern zugeschaut, wie sie auf Tischen rumgetanzt haben.
Schlussendlich haben sie eh alle Matura gemacht und ihre alten
Spitznamen von Dödel wieder zu Franz und so gewechselt. Teenage
Nights so hard to beat.
Do You Really Wanna Go? Auch Feldkirch. Ein
paar Jahre später. Ich als Bademeister am Poolbar Festival. Da trägt
man so ein großes hellblaues T-Shirt auf dem Bademeister
steht und schaut dumm aus der Wäsche. Am Abend zuvor hat so eine
Ösi-Band Vorband gemacht und da war eine in der Band, die ich ganz
süß fand. Ich musste dann irgend- wann auf den Bus (im Song ist Tram
- tönt schöner und reimt sich auf AM). Am nächsten Tag dann
verkatert wieder Bademeisterdienst. Da kam sie kurz vorbei und mein
Kollege hatte sie am Abend zuvor eh schon geküsst. Die sind dann
baden gegangen und ich hab die Nummer ge- schrieben. Die Idee zu diesem
Disco-Schluss kam mir wohl irgendwann im Keller. Ich hab ja das Album
alleine auf einer 8-Spur-Maschine aufgenommen, bei schlechter Luft und
Catering von Coop Pronto. Da wird man irgendwann komisch. Die
Metalbands um mich rum haben sich wahrscheinlich sehr gefreut, als
sie hörten, wie Will Smith nebenan an einer neuen Platte arbeitet.
Und natürlich shout out an Zürich. «
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